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Hochwasser

Frenkendorf plant 300 Jahre in die Zukunft

Die Gemeinde sagt den Überschwemmungen im Dorfkern den Kampf an

Frenkendorf investiert in seine Sicherheit und damit in ein neues Entwässerungssystem. Den Impuls lieferte das Hochwasser vom 8. Juni 2016. Ein erschreckendes Bild gab der Dorfkern damals ab. Gemeinderätin Doris Capaul spricht von einem «See auf dem Schmiedeplatz». Sie übertreibt mit keiner Silbe. Die grossen Brunnen vor der Schmiede zeigten denselben Pegelstand wie deren Umgebung. Schwemmholz trieb durchs Dorf. Keller und Tiefgaragen wurden verwüstet.

Ausführungsprojekt

Der Spatenstich von gestern (22. Januar 2020) soll nun der Auftakt zu baulichen Massnahmen gewesen sein, die ein solches Ereignis kaum mehr zulassen sollen. Künftig soll das System fast 7 Kubikmeter Wasser pro Sekunde schlucken statt wie bisher deren 3. Die heutige Abflusskapazität meistert ein Hochwasser, wie es statistisch alle 30 Jahre vorkommt, das künftige eines, mit dem man alle 300 Jahre rechnen kann. «Normalerweise», sagt Peter Hartmann von der ausführenden Jauslin Stebler AG, «strebt man für ein Neubauprojekt im Siedlungsgebiet an, dass rund 6 Kubikmeter Wasser sicher abgeleitet werden können.» Damit werde einem Hochwasser Rechnung getragen, das einmal in 100 Jahren auftrete. Frenkendorf will mehr tun.


 

Gemeindepräsident Roger Gradl (FDP) nannte den Spatenstich für den Hochwasserschutz Weiherbächli einen «zukunftsweisender Meilenstein für Frenkendorf». Dreieinhalb Jahre sei nun viel geplant, diskutiert und aus verschiedenen Gründen wieder verworfen worden. Der Weg sei nicht immer ein einfacher gewesen. Frei nach Goethe formulierte er: «Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Vernünftiges bauen.» Vernünftig deshalb, weil es das Wetter selbst nicht sein werde.

Bund und Kanton ziehen mit

2,9 Millionen Franken kostetet es, das zuweilen wilde Weiherbächli zu bändigen. Der Bund übernimmt 35 Prozent der Kosten. Die verbleibenden 65 Prozent teilen sich Kanton und Gemeinde. Frenkendorf wird rund 1 Million Franken selbst tragen müssen. «Die Gemeindeversammlung folgte uns problemlos», sagt Doris Capaul. Einstimmig wurden die nötigen Kredite durchgewinkt. Capaul führt das darauf zurück, «dass wir immer versucht haben, die Leute über den aktuellen Stand, unsere Überlegungen und die Zwischenschritte zu informieren».

Frenkendorf ist nicht die einzige Gemeinde, die in den letzten Jahren mit einem Hochwasser konfrontiert wurde. Auch Muttenz erging es nicht besser. Ein Grund, sich auszutauschen, wie Doris Capaul verrät: «Wir traten in Kontakt mit Gemeinderat und Bauverwaltung. Weil Muttenz auch einige Arbeiten mit einem Pressrohrvortrieb angeht, haben wir uns das vor Ort angesehen.»

400 zusätzliche Meter

Gebaut wird nun Einlaufbauwerk und ein Bypass, was darauf hinausläuft, dass ein zusätzliches Rohr 400 Meter unter der Prattlerstrasse bis zu Verzweigung Hülftenstrasse geführt wird. Dort mündet es in das ebenfalls zu bauende Auslaufbauwerk. Das anschliessende Ufer wird mit Blockmauern verstärkt. Der Bypass wird über einen Innendurchmesser von 120 Zentimetern verfügen. Trotz der Bauarbeiten soll der Strassenverkehr gewährleistet werden können. Die Frequenz wird allerdings um jene LKW gesteigert, die Rohre bringen und Aushub abtransportieren. Diese sollen aber «nicht konstant» unterwegs sein.

Gemäss Peter Hartmann wird der Vortrieb fünf bis sechs Monate dauern, «für beide Richtungen». Im Sommer sollen die Arbeiten für das Einlaufbauwerk beginnen, im Herbst jene für das Auslaufbauwerk. Die Gemeinde musste sich für den Nachschlag an Sicherheit das Durchleitungsrecht sichern. «Dafür werden Eigentümer entsprechend entschädigt», sagt Doris Capaul, «von der Arbeit im Tunnel werden sie aber gar nichts mitkriegen.» (da)

Daniel Aenishänslin